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Editorial

Der Hamburgische Richterverein hat einen neuen Vorstand gewählt und zugleich die erste Frau an die Spitze dieses großen Zusammenschlusses von Richtern und Staatsanwälten gestellt. Dies ist ein bemerkenswerter Schritt auf dem Wege, den Juristinnen in diesem Jahrhundert gegangen sind. Daß Frauen mit viel Engagement die Dinge im Fluß halten, beobachten wir überall, leider meistens auch, daß sie es lediglich aus der zweiten Reihe tun dürfen. Nicht mehr so im Hamburgischen Richterverein. Wer Inga Schmidt-Syaßen kennt, weiß, daß sie diesen Aspekt gänzlich irrelevant findet und die Erwähnung eher ärgerlich. Gleichwohl ist ihre Wahl etwas Besonderes in der Geschichte unseres Vereins.
Inga Schmidt-Syaßen begann ihre richterliche Laufbahn 1972 am Landgericht in Bonn. Sie war damals Mitglied des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. 1978 kam sie als Richterin zum Landgericht Hamburg und war dort bis 1987 in verschiedenen Zivilkammern tätig. 1987 wurde sie Vorsitzende Richterin am Landgericht und übernahm 1992 den Vorsitz einer Kammer für Handelssachen. Seit 1995 hat sie den Vorsitz des Seerechtssenats des Hanseatischen Oberlandesgerichtes. Sie ist verheiratet mit dem Gesellschaftsrechtler Karsten Schmidt, hat zwei Töchter und zwei Enkelkinder.
Für den Vorstand des Richtervereins arbeitet Inga Schmidt-Syaßen seit 1992 als stellvertretende Vorsitzende.
Sie als eine bemerkenswerte Persönlichkeit zu beschreiben, fällt all denen nicht schwer, die mit ihr zusammengearbeitet und ihre ungekünstelte Herzlichkeit im persönlichen Umgang erlebt haben. Sie ist von seltener Hilfsbereitschaft, Or-ganisationsfreude und praktischer Vernunft. Mit großer Energie wirft sie sich in die Diskussion der ihr wichtigen Fragen, hier staunt man über die Entschlossenheit, die eine sonst so ausgleichende Persönlichkeit plötzlich zeigt. Nein, einfach ist sie nicht, die neue Vorsitzende.
Was sie bei aller Kommunikationsfähigkeit auszeichnet, ist eine große persönliche Bescheidenheit, die es schwierig machte, von ihr überhaupt Angaben zur Person zu erhalten. Sich in der Vordergrund zu stellen, ist ihre Sache nicht - dort steht sie aber nun. Der Ham-burgische Richterverein darf sich auf die aktive Zeit mit Inga Schmidt-Syaßen freuen.

Die weitere Zusammensetzung des neuen Vorstandes finden Sie am Ende des Heftes.
Neubeginn und Abschied liegen dicht bei einander, wie auch diesmal die Abschieds- und Begrüßungsreden zeigen. Heiko Raabe als scheidender Vorsitzender des Richtervereins und als neuen Amtsgerichtspräsident - Amts-wechsel auch bei der Staatsanwaltschaft. Statt eines Generalstaatsanwaltes nun eine General-staatsanwältin. Auch dies verdient, hervorgehoben zu werden. „Es ist auch 50 Jahre nach Gründung dieser Republik leider nach wie vor alles andere als selbstverständlich, daß Führungspositionen an Frauen übertragen werden“, sagte dazu die Senatorin.
Bei der Staatsanwaltschaft gab es noch einen Wechsel. Neuer Leitender Oberstaatsanwalt ist Martin Köhnke. „Personalpolitik ist Sachpolitik“ zitiert Heiko Raabe. Beide Personalentscheidungen zielen auf die weitere und zügige Modernisierung der Staatsanwaltschaft, wie die Einführungsrede der Senatorin verdeutlicht.
Ein breites Spektrum an Themen und Diskussionen finden Sie in den weiteren Artikeln dieses Heftes, das extra für die Urlaubslektüre wieder etwas umfangreicher ist. MHR wünscht Ihnen einen schönen Sommer, heitere Tage an schönen Flußufern, breiten Meeresstränden oder wo Ihre die Reiselust Sie sonst stranden läßt.

Karin Wiedemann