(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 3/98) < home RiV >
Editorial

Es kursiert ein Bonmot aus der Justizbehörde: Die Mitteilungen des Hamburgischen Richtervereins seien das "Kampfblatt vom Sievekingplatz". Die Bemerkung zeigt, daß das Blatt und seine Autoren ernst genommen werden. In ihr schwingt aber auch der Ausdruck einer Gegnerschaft zwischen Sievekingplatz und Drehbahn mit. Dies ist es nicht, worum es in diesem Blatt geht. Verwaltung und Richterschaft/ Staatsanwaltschaft sitzen zwar naturgemäß auf verschiedenen Stühlen, jedoch an einem Tisch.

MHR ist ein Forum der Meinungsvielfalt. So ist der Erfinder des Projektes "Justiz 2000" hier ebenso zu Wort gekommen wie die Gegner. So soll es auch in dieser Ausgabe nach den "Sommer"ferien sein. Die Leiterin der Allgemeinen Verwaltung, Monika Nöhre, nimmt Gelegenheit, über die Mühen zu berichten. die es bereitet, die Finanzgewaltigen von der Notwendigkeit zu überzeugen, auf neue Aufgaben für die Justiz - hier die Insolvenzreform - mit entsprechender Ausstattung der Gerichte zu reagieren.

Den Part konstruktiver Kritik übernehmen andere. Wer meint, die Gefahren künftiger organisatorischer Veränderungen für die richterliche Unabhängigkeit würden in dem Beitrag Michael Bertrams übertrieben dargestellt, möge selbst die Feder spitzen und uns zu beruhigen versuchen.......

Nein, ein Kampfblatt ist MHR nicht, wohl aber ein Spiegel der Ereignisse, der Sorgen und Befürchtungen, der Mißverständnisse, der Alltagsfreuden und -leiden der Hamburger Richter und Staatsanwälte. Unsere Autoren sind engagierte Streiter für die Sache, was in unserer egozentrisch gewordenen Freizeitgesellschaft eine rare Erscheinung ist.

Ihre
Karin Wiedemann