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Hund und Politik
Das allmähliche Verfertigen von Problemen im Planungsausschuß
Drama in vier bis fünf Akten
1. Vorspiel

Hundehasser rügen vieles an Hunden, vor allem, daß sie unerzogen sind. Besonders heiß her geht es, wenn die Vierbeiner Jogger und Radfahrer hetzen. Es gibt Menschen, die möchten dies verhindern und ihren Hunden Benimm beibringen. So auch in der kleinen südholsteinischen Stadt, über die ich gelegentlich berichte. Hier gibt es den Dackelverein, dem - nennen wir sie so - Thekla Teckel vorstand. Bisher übte man auf einer kleinen Wiese bis zur Begleithundreife. Die Wiese wurde aber bebaut. Man suchte einen neuen Platz am ziemlich grünen Ort mit vielen Frei- und landwirtschaftlichen Flächen

2. Akt
Von gierigen Magistratsmitgliedern

Das Magistratsmitglied Bauer Raff hatte eine Wiese für den Dackelverein. Man einigte sich auf einen Pachtzins. Die Einigung erwies sich als eine nur vermeintliche: Thekla Teckel verstand die Summe für das Jahr, Bauer Raff für den Monat. So wurde nichts aus dem Geschäft. Und der Verein hatte wieder keine Wiese.

3. Akt
Bürger und Verwaltung

Es gibt eine Wiese, zentral gelegen, im Bebauungsplan als Sportfläche ausgewiesen. Sobald es die Haushaltslage erlaubt, wird dort der fünfte städtische Sportplatz entstehen - also nicht so bald. Es kam zur gemeinsamen Begehung der Wiese durch die Bürgerin, den Kämmerer höchst persönlich (wegen des nötigen Pachtvertrages) und den Stadtplaner (wegen der planerischen Zulässigkeit). Man fand allseits, daß dem Vorhaben nichts entgegenstehe: Einmal in der Woche wollten 12 Menschen mit Hunden hier eine Stunde üben und eine weitere Stunde mit Hindernissen und Geräten "Agility" betreiben. Sie brauchen eine Wiese und einen Platz für den Container, in dem die Hindernisse aufbewahrt werden.

4. Akt
Der Planungsausschuß

Alles klar, meinen Sie? Der Planungsausschuß sah Probleme über Probleme: Autos müßten anfahren und geparkt werden. Es gebe kein WC (nicht für die Hunde - für die Herren und Damen), der Container sei unzulässig. Ein Zaun müsse gezogen werden. Welcher Lärm entstehe, sei unwägbar. Ein unwilliges Magistratsmitglied bemerkte, man solle sich doch außerhalb unserer kleinen Stadt einen Platz suchen. Andere Ausschußmitglieder mäkelten, es gebe keine anständige Vorlage der Verwaltung für den Tagesordnungspunkt der Sitzung: Was wollten die Leute vom Hundeverein eigentlich? Und überhaupt war es schon fünf vor elf! Kurzum: Ablehnung!

Thekla Teckel - bis dahin eine staatstragende Bürgerin - war mit ihren Nerven und ihrem Vertrauen in die Kommunalpolitik am Ende. Am 1. April soll das Training beginnen.

5. Akt
Vorläufiger Schluß

Wir suchen eine Wiese oder einen verständigen Planungsausschuß. In konzertierter Aktion von Grün und Schwarz wird nun ein Antrag von zwei Hundehalterinnen vorbereitet........Der Ausgang des Dramas um die südholsteinischen Hundesportler ist völlig ungewiß.

Karin Wiedemann