(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 4/96) < home RiV >
Pensionärstreffen

Am 30. September d.J. war wieder einmal "Seniorentreff" - diesmal mit unserem Ehrenvorsitzenden Roland Makowka - einem jungen, aber doch nicht dem jüngsten Pensionär - als Festredner. Festredner? Wer ihn kennt (und wer tut das nicht?), weiß, daß diese Apostrophierung auf ihn so gut oder schlecht paßt, wie ihm (jedenfalls dem Dahm’schen Gedicht "Vom Glanz und Elend eines Präsidenten" zufolge, MHR 1/96) die Jacke sitzt.

Wie alle Jahre zu diesem Anlaß, waren viele gekommen; aber manche, die sonst treu und brav dabei gewesen waren, fehlten: Aus erfreulichen Gründen, als welche z.B. Reisen gelten dürfen, oder weniger erfreulichen, wie zunehmendes Alter sie nun leider auch mit sich bringt.

Makowka wußte zu erzählen: Von alten Zeiten, knurrigen Direktoren, laxen, strengen und komischen Sitten, von Behörden, Präsidenten, Beamten und Senatoren, von Namen, die den Alten ohne Frage wohlbekannt waren (und den Jungen nichts mehr besagt hätten), stellte sein Licht stets unter den Scheffel, nahm sich und andere auf die Schippe und wußte in seiner plaudernden Art den atmosphärischen Schwebezustand (der die Hörer hier nur allzuoft an den "Bierabenden" des Landgerichts umfangen hatte) herzustellen, in welchem es dem Publikum überlassen bleibt, zwischen Scherz, Satire, Ernst, Symbolik, Bild und tieferer Bedeutung selbst zu unterscheiden und sich dort irgendwie hindurch - und zurecht zu finden. ...

Er möge sich künftig öfter sehen lassen! - auf diesen Wunsch lief manch’ freundliches Gemurmel hinaus.

Sonst war es, wie man es von diesen Gelegenheit kennt: Intensiv in Fragen, Interessen, Gesprächen: Wie war das noch? Wie läuft das heute? Was ist mit dem? Warum ist der nicht gekommen? Wieso lebt der nicht mehr? Wie ging das denn später weiter? Ach, wissen Sie - weißt Du - noch: das war ja so ..., dazu noch dies ... ... Gewiß: Gebrechen und Krankheit waren ein Thema; wie sollte es denn auch gerade bei solcher Gelegenheit nicht zur Sprache kommen? Aber es war eines von vielen.

Anlaß, Ort (diesmal war es die Cafeteria des Landgerichts) und Rahmen bereiten den Gästen sichtliches Behagen. Aber Disziplin ist Disziplin, sie sitzt in den Knochen: 21 Uhr oder 21 Uhr 30 - ich habe es vergessen - war Schluß; dann hing keiner mehr bis 2 Uhr morgens beim Bier herum oder dergleichen (was sonst am gleichen Ort gelegentlich vorkommen soll):

"Das nächste Mal wieder über’s Jahr!"

Wir, der Hamburgische Richterverein, sollten diese Übung und Tradition pfleglich bewahren.

Günter Bertram