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Vom Fischmarkt und von Höherem

In Hamburg wohnt man zum Beispiel in Volksdorf. In Sasel wohnt man nicht. Dort waren früher die Gärtner der Volksdorfer zu Hause.

Wenn sich also zwei Saseler in einem Mercedes, dessen äußerer Anschein in vergangenen Jahren jede redliche Volksdorferin veranlaßt hätte, die Wäsche von der Leine zu nehmen, dem Volksdorfer Markt nähern und das zu einer Zeit, in der man sich als Hanseat noch nicht auf der Straße sehen läßt (wer vor 09.00 Uhr gesehen wird, is nix und ward nix), ist dies schon Anlaß zu Argwohn. Nähern sich die Insassen, deren Erscheinungsbild jedenfalls zu der frühen Stunde der Markteröffnung fast dem ihres Fahrzeuges entspricht, den Fischständen, um dort Fischköpfe und -schwänze zu erbitten, steigert sich das Mißtrauen ins fast Unerträgliche. Weltbilder brechen zusammen, wenn kurz darauf durch seriöse Volksdorfer die Identität der zweifelhaften Gestalten mit blankem Entsetzen entlarvt wird:

Der Landgerichtspräsident in Begleitung eines ehemaligen Bürgerschaftspräsidenten.

Die Erklärung, man kaufe die notwendigen Mittel für den Fond einer Bouillabaisse, die man nach gemeinsamer Zubereitung mit den (eigenen) Ehefrauen zu essen gedenke, verfängt nicht: Mit Hamburg ist es also schon weit gekommen. Das hat man davon, wenn man Ostpreußen und Thüringer mit solchen Ämtern betraut.

Ich hätte Roland Makowka gern in noch höheren Ämtern gesehen:

Als Nachfolger von Prof. Dr. Stiebeler und als Justizsenator.

Der erste Versuch scheiterte bereits im Vorfeld.

Daß ihn Mitglieder aus demokratischen Parteien verdächtigten, u.a. entweder in einer anderen oder auf dem falschen Flügel der Hamburger Partei Mitglied zu sein, sei von der kläglichen Diskussion nur am Rande als Hinweis auf seine unerschütterliche Unabhängigkeit nachgetragen.

Den zweiten Versuch verhinderte der Wähler.

Roland Makowka hat es beide Male souveräner verkraftet als ich. Zwei große Chancen für die Justiz in Hamburg wurden vertan.

Ich bin dankbar, diesen herausragenden, nach vorn gewandten, dabei aber vom Zeitgeist-Opportunismus so gänzlich unangekränkelten, unbeirrten Juristen und den großartigen, in vieler Hinsicht (und für manche z u) unkonventionellen Menschen seit 25 Jahren zu kennen.

Roland Makowka:
ad multos annos et cerevisias.

Martin Willich