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Aus der Festung
Königsberg

Erlebnisse aus früher Jugend verwandeln sich später nicht selten in Gespenster sozusagen "in eigener Sache" - beglückende oder drückende, je nach dem. Man blickt zurück, wie auf einen fremden, um Welten entfernten anderen: "Der ... damals ... wirklich!?"

Seinem Festvortrag vom 30.03.1995 entnehmen wir eine Erinnerung Roland Makowkas:

"Vielleicht sollte ich auch einiges über mein eigenes Erleben in der damaligen Festung Königsberg einflechten. Die Jugendzeit war überschattet durch die Angst, unser Vater könnte doch noch von der Gestapo verhaftet werden. Ich war Jungenschaftsführer. Mit meinem Bruder erörterte ich die Frage, ob ich nicht meinen Vater bei der Ortsgruppe anzeigen müßte, weil er täglich die Berichte von Linly Frazer im englischen Sender abhörte. Auf Abhören ausländischer Sender stand die Todesstrafe. Mein Bruder hielt mich davon ab."

Zur Biographie gehört dann auch der Zusammenhang, in den dieses Erlebnis ein halbes Säkulum später durch den 64-Jährigen gerückt wird (indem er Fritz Valentin zitiert):

"Die Jungen dürfen sich nicht an der Frage vorbeidrücken, wie sie sich wohl unter einer Diktatur verhalten hätten und wie sie sich unter einer neuen Diktatur verhalten würden, ob sie standhaft bis zur Opferung ihres Berufes, ihres Lebens geblieben wären bzw. bleiben würden."

Roland Makowka