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Justizsenator
Klaus Hardraht geht

Justizsenator Klaus Hardraht verläßt am 1. September 1995 die Hamburgische Justiz, um das Amt des Innenministers in Sachsen anzutreten. So sehr wir die Entscheidung Klaus Hardrahts angesichts der instabilen politischen Lage in Hamburg verstehen, so bedauern wir seinen Weggang.

Klaus Hardraht hat vom ersten Tage seines Amtsantritts im Dezember 1993 die vielfältigen Probleme der Hamburgischen Justiz mit ganzer Tatkraft angepackt und vieles in Bewegung gebracht, mag es sich um die notleidenden Bereiche der Staatsanwaltschaft, des Amtsgerichts oder des Strafvollzuges handeln. Überall stellte er sich den Problemen, allgegenwärtig, pragmatisch denkend, entscheidungsschnell, notfalls auch konfliktbereit. Als früherer Leiter des A-Amtes bei der Justizbehörde war er ein profunder Kenner der Materie. Weitere Fachkompetenz hatte er als Staatssekretär im Justizministerium von Sachsen erworben, wo er in bewunderungswürdiger Weise maßgeblichen Anteil am Wiederaufbau der dortigen Justiz hatte. Ein Virtuose auf der Klaviatur der hamburgischen Verwaltung, beseelt von einem nie versiegenden Optimismus, mit sicherem Gespür für die gangbaren Wege auf den verschlungenen und unsicheren Pfaden der hamburgischen Politik, hat er für den Sievekingplatz und den hamburgischen Strafvollzug in kurzer Zeit viel erreicht.

Klaus Hardraht war aber nicht nur ein unkonventioneller Macher. Stets hilfsbereit, humorvoll und offen war er kein ferner Chef, sondern suchte die Nähe zu den Mitarbeitern. Häufig sahen wir ihn in unserer Kantine, ohne Eitelkeit mit diesem oder jenem sprechen. Als langjährigem Mitglied des hamburgischen Richtervereins war ihm eine enge Zusammenarbeit mit unserem Verband Wunsch und Selbstverständlichkeit. Hier und da mag es auch zu Irritationen gekommen sein; die Dinge wurden offen, fair und in gegenseitigem Respekt ausgetragen.

Wir danken Klaus Hardraht für sein absolutes Engagement in der Sache der Justiz. In seinem neuen Amt wünschen wir ihm, dem sächsischen Hamburger oder hamburger Sachsen, laut Biedenkopf einem "Sachsen im weitesten Sinne", Glück und Erfolg. In Hamburg läßt er viele Freunde zurück. Wir wissen, was seine Heimatstadt Dresden mit ihm gewinnen wird.

Was den neuen Justizsenator anbetrifft, tragen wir zunächst in spannungsvoller Erwartung "N.N." ein.

Roland Makowka