(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 3/10, 35) < home RiV >

Stolpersteine vor dem Hamburger Ziviljustizgebäude

 

Stolperstein für Franz Oppens

Über vom Hamburgischen Richterverein mitfinanzierte Stolpersteinverlegungen für unter dem Nationalsozialismus ermordete jüdische Richter und Staatsanwälte wurde in den MHR vielfach berichtet (u.a. 4/05,16; 2/06, 19; 3/06, 3; 1/08, 26; 2/08, 12). Davon unabhängig wurde jetzt ein weiterer Stolperstein für einen im KZ umgekommenen Kollegen verlegt. Aus diesem Anlass veröffentlichte die Pressestelle des Senats am 19.08.2010 folgende Presseerklärung:  

Vor dem Haus der Gerichte am Lübeckertordamm in St. Georg wurde ein Stolperstein in Erinnerung an Dr. Franz Oppens verlegt.

Franz Johann Oppens wurde am 07.03.1876 in Hamburg geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in München, Leipzig und Kiel, promovierte in Jena und absolvierte sein Referendariat in Hamburg. Anschließend hat er ganz unterschiedliche Aufgaben wahrgenommen bei der Staatsanwaltschaft, der Finanzdeputation und im hamburgischen Verwaltungsdienst; er war u.a. Leiter der Finanzamts St. Georg und Vorsitzender des Finanzgerichts beim Landesfinanzamt Unterelbe. Anfang 1933 wurde er zum Reichsfinanzrat beim Reichsfinanzhof in München ernannt. Da er trotz seines Übertritts zur evangelischen Konfession als „jüdisch“ galt, wurde er mit Ablauf des Jahres 1935 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Es wurde ihm nicht gestattet, zu seinem Sohn in die USA auszuwandern. Als „jüdischer Partner einer nichtprivilegierten Mischehe“ musste er die Ehewohnung verlassen. Am 11.05.1944 wurde er von der Gestapo verhaftet und zwei Monate später am 28.07.1944 nach Auschwitz deportiert. Von dort ist er nicht zurückgekehrt.

Justizsenator Dr. Till Steffen hob in seiner Rede hervor: „Die Bronzetafel soll den Richterinnen und Richtern, die hier täglich vorbeigehen, ihre Verantwortung vor Augen führen, für unsere freiheitlichen und demokratischen Werte einzutreten und schon den Anfängen zu wehren. Die Gerichte waren seinerzeit Schauplatz dessen, wie jüdische Rechtsanwälte am Betreten der Gerichtsgebäude gehindert wurden, wie jüdische Richter und Staatsanwälte zwangsbeurlaubt, versetzt, pensioniert und entlassen wurden. Richter verurteilten jüdische Mitbürger wegen geringster Vergehen zum Tode. Es lässt sich nicht leugnen, dass die Justiz eine Stütze der nationalsozialistischen Diktatur war.“

Ein zweiter Stolperstein liegt vor dem früheren Wohnsitz von Herrn Oppens. Der Stolperstein hier soll daran erinnern, dass er beim Vorgängergericht des heutigen Finanzgerichts Hamburg tätig war. Damit soll er auch eine Warnung an die heute aktiven Richterinnen und Richter sein. Er soll ein Stein des Anstoßes sein, um sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Peter Hess, von der Erinnerungs-Initiative Stolpersteine in Hamburg, sagte „Über 3.000 Stolperstein-Patenschaften der Bürger als Geschenk an ihre Stadt haben es ermöglicht, dass durch Gunter Demnig in Hamburg das größte dezentrale Kunstdenkmal entstanden ist.“

Anwesend waren mit Ursula Oppens und Maria Brandes auch zwei Enkelinnen von Dr. Franz Oppens.

(Red.)