(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 2/05, 3) < home RiV >

Ein offener Brief

Liebe Frau Wiedemann,

herzliche Glückwünsche zu Ihrer Ernennung als Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein! Seit meiner Jugendzeit bin ich mit Schleswig-Holstein, insbesondere aber mit Kiel, sehr verbunden und doch sehe ich diese Stadt fast mit anderen Augen, seitdem ich weiß, dass Sie dort arbeiten. Schlendern Sie, wenn Sie dazu überhaupt noch Zeit haben, mit kritischem Blick durch die Holstenstraße? Finden die Planungen für die Bebauung der Hörn und des Ostufers Ihre Zustimmung? Eines steht aber fest: in Kiel weht immer ein frischer Wind, möge er Ihnen stets zu einem klaren Kopf bei der Umsetzung der schwierigen Entscheidungen, die nunmehr erforderlich werden, verhelfen.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen die Arbeit zunächst einmal vor allem Freude macht in dem Sinne, dass Sie auch an Ihrem neuen Arbeitsplatz Ihr Tatendrang und Ihre Tatkraft beflügeln, denn die Freude an der Arbeit ist, wie wir alle wissen, der Motor für erfolgreiches Wirken.

In die Freude darüber, dass Sie den Weg in eine solche Position geschafft haben, mischt sich doch ein wenig Trauer darüber, dass wir Sie als Kollegin damit verloren haben. Angeblich soll es ja keinen anderen Weg gegeben haben …

Ich finde es aber toll, dass Sie gleichwohl den Sprung in dieses für Sie neue Amt mit dem neuen Wirkungskreis gewagt haben und möchte Ihnen dafür meine Hochachtung und Bewunderung aussprechen.

Aber diese ihre Entscheidung bestätigt nur den Eindruck, den ich von Ihnen vom ersten Augenblick an hatte, als wir uns kennenlernten. Stets habe ich Ihre vielseitigen Interessen Ihren Ideenreichtum bei der Planung neuer Aktivitäten und deren Umsetzung bewundert, vor allem aber Ihre Schreibfreude und schriftstellerische Gestaltungskraft. Sie haben die Ausübung Ihrer vielfältigen Interessen und Begabungen stets zu verbinden gewusst mit engagierter richterlicher Tätigkeit, in den letzten Jahren als Vorsitzende einer hochbelasteten Kammer für Handelssachen mit der Spezialisierung auf Streitigkeiten aus dem Bereich des UWG, des GWB, des Marken- und Urheberrechts. Sie haben sich auch in diesem Bereich hohe Anerkennung erworben, und ich bin sicher, dass viele Ihrer "Stammkunden" Ihr Ausscheiden aus dem Richterdienst bedauern.

Der Hamburgische Richterverein hat Ihnen viel zu verdanken. Ihre jahrzehntelange engagierte Tätigkeit für unseren Verband und insbesondere für die Mitteilungen des Hamburgischen Richtervereins sind in diesem Heft von Berufeneren als mir zutreffend umfassend gewürdigt worden. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Stets habe ich mit besonderem Interesse neben den Beiträgen von Herrn Bertram (auch die in diesem Heft!) Ihre Veröffentlichungen in den MHR gelesen, vor allem die hervorragend recherchierten Beiträge über die Baugeschichte der Gerichtsgebäude sind mir in Erinnerung geblieben. Und was wird nun aus dem Editorial? Ich habe mich jedesmal auf die Lektüre gefreut und war gespannt, in welcher Weise es Ihnen wieder gelingen würde, die verschiedenen Beiträge miteinander zu verknüpfen.

Ich hoffe, dass wir uns bald einmal wieder treffen werden, denn ich bin neugierig auf Ihre ersten Eindrücke von Kiel und Ihrer neuen Tätigkeit. Vielleicht habe ich ja bei meinem nächsten Besuch in Kiel Glück, wenn ich den Versuch mache, Sie an Ihrer neuen Wirkungsstätte zu besuchen!

Nur für den Fall, dass Sie einmal Heimweh nach der richterlichen Tätigkeit verspüren sollten: es gibt in Schleswig-Holstein - wie Sie natürlich wissen - einen sehr rührigen Landesverband, den Schleswig-Holsteini­schen Richterverband unter dem Vorsitz von Andreas Martins, der sich bestimmt über eine Kontaktaufnahme freuen würde.

Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen der Kolleginnen und Kollegen aus dem Hamburgischen Richterverein,

Ihre  Inga Schmidt-Syaßen