(Dieser Artikel ist veröffentlicht in MHR 4/01) < home RiV >
Editorial

Erstaunlich: dachten wir doch, das Thema "Frau und Teilhabe an Staat und Gesellschaft" habe sich durch Verwirklichung des Verfassungsgebotes erledigt und wir könnten endlich zur Tagesordnung übergehen. Nun häufen sich in den letzten Monaten die Petititessen und beleben das Thema neu. Der neue Hamburger Senat setzt den derzeitigen Höhepunkt – er ist nahezu frauenfrei. Also, die Akte wieder aufgeklappt!

Anschließend an die Hommage (im konkreten Fall eigentlich: Femmage) für die Richterin und Politikerin Elisabeth Schwarzhaupt im vorigen Heft darf ich Ihnen nun die Lektüre der Abschiedsrede unserer Anfang des Jahres in den Ruhestand getretenen Kollegin, der Vorsitzenden Richterin am OVG Dr. Eva Glitza empfehlen. Auch hier wird deutlich, welchen langen Weg mit welchen Mühen die größere Hälfte unserer Bevölkerung (51 %) zurückzulegen hatte und welche Strecke noch vor ihr liegt.........

Abschiede gibt es zuhauf - den Zauber des Neubeginns suchen wir noch vergebens. Der alte Hamburger Senat ist verabschiedet - nicht immer ganz protokollgerecht bei der Amtsübergabe, wie sich im Innenressort zeigte. Der neue Senat stolpert durch seine ersten 100 Tage. Wer die Amtsübergabe in der Justizbehörde nicht miterlebt hat, kann zwei der gehaltenen Reden und eine Kommentierung in MHR nachlesen. Die launigen einführenden Wortes unseres Staatsrates Strenge können wir Ihnen ebensowenig wiedergeben wie die Rede des neuen Senators Dr. Roger Kusch. Es gibt sie beide nicht in Schriftform. Staatsrat Strenge ist schon deswegen zu erwähnen, weil er als geneigter MHR-Leser in seinen Ausführungen zweimal das Mitteilungsblatt des Hamburgischen Richtervereins zitierte, um die Eigenständigkeit der Hamburger Justiz zu illustrieren. Ihm sei für diese Öffentlichkeitsarbeit gedankt.

Auch der Senator las nicht ab, sondern sprach frei - keine schriftliche Rede also. Seine Vorstellungen wird er in einem justizpolitischen Vortrag vor der Gesellschaft Hamburger Juristen am 10. Dezember erläutern und in seinen Antworten auf die MHR-Interviewfragen, die für die nächste Ausgabe versprochen sind. Dann also mehr über Dr. Roger Kusch, der für uns - und wir für ihn - noch als unbekannte Größe rangiert. Die Honneurs anläßlich Abschied und Willkommen finden Sie nachfolgend.

Noch ein Abschied steht bevor: Die Landgerichtspräsidentin Konstanze Görres-Ohde verläßt Hamburg und setzt ihren Weg als Präsidentin des Oberlandesgerichts Schleswig in der Nachfolge des Hamburgers Dietrich Metts fort. Konstanze Görris-Ohde ist eine gute alte Bekannte in der Justiz unseres Nachbarlandes, war sie doch von bis Präsidentin des Landgerichts Itzehoe, wo man sich gerne an sie erinnert. Wer die Nachfolge antreten wird, ist ungewiß – die neuen Herren müssen sich und das Tableau erst sortieren.

Abschied auch von der Vorzimmerfrau der Landgerichtspräsidentin – Christine Hamann, die – man kann es sich kaum vorstellen bei Ihrer Vitalität – in den Ruhestand tritt. Christine Hamann bleibt uns in ihrer zweiten Funktion zum Glück erhalten: Auch weiterhin betreut sie die MHR. Hier fiel uns ein Stein vom Herzen!

Jahrestage sind immer willkommener Anlaß zur Standortbestimmung. Auch im kommenden Jahr bieten sie Gelegenheit zur Betrachtung. Neben dem 120. Geburtstag des Strafjustizgebäudes, der bereits in diesem Heft seine Würdigung findet, gilt es, des 100. Geburtags Ernst Forsthoffs zu gedenken. Bürgermeister Hermann Langenbek, der Schöpfer des Hamburger Stadtrechts von 1492, wurde 1452 geboren, wir dürfen mithin seinen 550. Geburtstag feiern und die Miniaturen, die er zu den Kapiteln des Stadtrechts entwerfen ließ, ausstellen. Soweit ein kleiner Ausblick.

Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachtstage, entspannende Lektüre Ihrer MHR und einen gelassenen Jahresbeginn - es steht uns diesmal definitiv kein Jahrtausendwechsel mehr bevor: Wir sind eindeutig im 21. Jahrhundert.

Karin Wiedemann